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            Die Wartegeschenke, in meinem Fall die Seife, zeigen, dass der Beschenkte 
            noch etwas Größeres zu erwarten hat und bauen daher Spannung 
            und Vorfreude auf. Die Seife entpuppt sich während des Gebrauchs 
            als Mittel zum Zweck und zugleich als Verpackungsmaterial, denn in 
            der Seife befindet sich ein Gutschein, der auf das Hauptgeschenk überleitet. 
            Bis zum Ende dieser langen Auspackprozedur ahnt der Beschenkte nicht, 
            dass er sich unwissentlich in einem inszenierten Geschenkablauf befindet. 
            In dem Augenblick jedoch, in dem er es realisiert, ist die Seife auch 
            schon aufgebraucht. Auch wenn man Zeit nicht wirklich verschenken 
            kann, wird die Seife somit zu einem Zeitakku, in dem gerade soviel 
            Zeit drin ist, um sich ordentlich zu waschen, einen täglich duftenden 
            Begleiter zu erhalten und im Nachhinein die Symbolik zu verstehen. 
             
            Durch verschiedene Transformationen der zuvor industriell gefertigten 
            Seife, wird diese zu einem veredelten Schenkprodukt und macht deutlich, 
            inwieweit wir industrielle Dinge durch Kauf, Verpackung und symbolische 
            Aufladung zu Geschenkprodukten oberster Güte wandeln können. 
             
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